Helgoland
Helgoland, die einzige deutsche Hochseeinsel, fasziniert nicht nur wegen seiner Lage in der Nordsee sondern auch wegen seiner Farben, seiner Form, seiner Klippen. Der markante rote Buntsandstein mit seiner begrünten Oberfläche ist ein faszinierender Anblick.
Der NDR hatte mit einem Kurzfilm ein kleines Inselportrait online gestellt. Zwischenzeitlich ist dieses aber nicht mehr erreichbar.
Eine andere Reportage, Dauer 88 Minuten, soll über diesen Link bis zum 31.10.2018 in der ARD-Mediathek erreichbar sein.
Es gibt etliche Reedereien, die von verschiedenen Häfen aus nach Helgoland fahren. Das neueste Schiff ist ein Katamaran, der die Fahrzeit deutlich verkürzt, aber natürlich auch entsprechend teurer ist. Die Überfahrt für Hunde ist ebenfalls relativ teuer, sie dürfen auch nur mit Maulkorb an Bord. Chico hat keinen Maulkorb, noch nie gehabt, würden diesen nicht dulden und kann im übrigen den kleinstmöglichen Maulkorb immer noch als Schaukel benutzen.
Zudem wollten wir klassisch auf der Reede ankern und ausbooten. Dem entgegen legt der Katamaran im Südhafen direkt am Kai an, völlig unspektakulär! Also hatten wir uns für ein eher traditionelles Schiff entschieden und bei Cassen-Eils die Fahrt ab Cuxhaven gebucht.
Ursprünglich sollte Cleo mit, allerdings stand zu befürchten, dass sie bei dem Trubel und dem Unbekannten (Schiff) in Panik verfallen und die Fahrt Stress für alle bedeuten würde. So hatten wir uns entschlossen, sie, sofern wir ein „Kindermädchen“ finden würden, in der Ferienwohnung zu lassen. Das hat sich zu einer eigenen Geschichte entwickelt.
Abfahrt am Fährhafen Cuxhaven ist um 10.15 Uhr! Mit einer halben Stunde Vorlauf zu kalkulieren, ist äußerst knapp. Bei schönem Wetter ist die Fahrt sehr begehrt, schon vor der Zufahrt zum Parkplatz Stau. Und die Uhr läuft. An diesem Tag war der Parkplatz auch schon recht voll. In Kürze sollte das Schiff ablegen. Quer neben einer Laterne war einer der letzten Standplätze. Nach Meinung des Platzwärters eine denkbar schlechte Entscheidung: „Die Möwen scheißen wie Sau!“ Die Alternative: Einen halben Kilometer zurückfahren, hoffen, dass dort noch ein Platz frei ist und bei 20 Grad und mehr im Laufschritt zurück. Gute Ratschläge muss man nicht immer annehmen. Aber: Wer den Schaden hat, braucht usw.
Am Abend war das Auto war über und über vollgeschissen! Und der Vogelschiß ist ätzend!
Das Schiff war ziemlich gut gebucht. Bei strahlendem Sonnenschein suchten sich die meisten Passagiere Plätze auf Deck. Die Aussicht war schöner, die Luft besser und der Blick in die Ferne hilft Seekrankheit zu vermeiden.
Auf dem Deck musste man sich seine eigenen Sitzgelegenheiten schaffen, eine Jacke war nützlich, ebenso die eigene Decke.
Die Nordseeküste verschwindet im Dunst, einzelne Seezeichen geben den Weg vor. Reger Schiffsverkehr und von kreischenden und streitenden Möwen verfolgte Fischerboote begleiten uns während der Überfahrt. Nach einer guten Stunde wachsen die Steilufer Helgolands und der davor liegenden Düne über den Horizont empor. Insgesamt dauert die Überfahrt von Cuxhaven etwa eineinhalb Stunden. Zeitgleich mit dem Ankerwerfen kommen die ersten offenen Boote aus dem Hafen, um die Besucher über zu setzen.
Wie überall drängen die Leute zum Ausgang, so dass es sich mit den Hunden empfiehlt, erst mal in Ruhe von oben über die Reeling das Ausschiffen zu beobachten und sich dann eher gegen Ende auf den Weg zum Ausgang zu machen. In den Booten sollte man tunlichst nicht die vorderen Plätze belegen. Einmal ist es dort für Hunde zu eng, zum anderen aber kommt dort bei Wellengang das meiste Wasser über.
An den Kai anschließend geht es direkt in die Aquariumstraße, in der sich logischerweise auch die meisten Menschen den Ort hinan schieben. Wir biegen gleich an der zweiten Ecke links in die „Lung Wai“ ab. Hier reihen sich ebenfalls Lokale und Duty-Free-Shops aneinander, aber hier herrscht bei weitem nicht mehr der Trubel wie auf der Hauptstraße. Einkäufe werden auf den Rückweg verschoben, ansonsten müsste man die Tüten zuerst aufs Oberland hinauf und nach der Inselbesichtigung wieder herab schleppen. Am Ende der Straße biegen wir rechts auf die Strandpromenade und folgen dieser bis zu den Hummerbuden. Die Hummerbuden sind die ehemaligen Wohnhäuser Helgoländer Fischer, die liebevoll restauriert wurden und jetzt kleine Cafes, Ateliers und Boutiquen beherbergen. Ersterer längerer Aufenthalt, zusammen mit Chico sichere ich mir einen Platz vor einem Eiscafe. Nach dem Zwischenstopp geht es über den Invasorenpfad steil bergan. Die Sonne strahlt gnadenlos vom Himmel, der Schweiß rinnt in Strömen, aber wer von der Insel sehen will, hat nicht viel Auswahl. die Südtreppe kürzt den Weg etwas ab und führt zum Berliner Bär. Hier ist am Endpunkt der Treppe eine Aussichtsplattform angelegt, von der aus man einen sehr schönen Blick über den Hafen und die auf Reede liegenden Schiffe hinüber zur Düne hat.
Sehr wichtig: Unbedingt Wasser für die Hunde mitnehmen. Auf dem Weg zum Oberland und hier oben ist keine Wasserstelle zu finden!
Die Aussicht entschädigt einerseits für die Mühen, andererseits ist sie ein guter Vorwand, um erst mal wieder zu Atem zu kommen. Chico hat tapfer mitgehalten, aber das Wasserschälchen war jetzt auch nötig. Für die Begleiter nicht weniger. Man konnte durchaus den Eindruck gewinnen, dass mehr als einer der vorbei kommenden Touristen überlegte, wie er dem armen kleinen Hündchen die Wasserschale stibitzen könnte. Von der Temperatur her muss es nicht übermäßig heiß sein, aber Wind, Sonne und Aufstieg machen doch Durst. Ideal wäre, sich mit einer Kühlbox hier aufzubauen und an die Touristen aus aller Herren Länder kalte Getränke zu verkaufen. Sicherlich würde man sich hierbei die Feindschaft der Gastronomen des Unterlandes zu ziehen und vom Ordnungsamt verfolgt werden. Ungünstig, dass die Insel auf der Westseite so steil ist, dass man nirgends heimlich anlanden und wieder verschwinden kann, wenn die Hüter von Ordnung und Recht gesichtet werden.
Wohl dem, der reiseerfahren ist und vorgesorgt hat. Hat man sich, egal wie, wieder erholt, folgt man am besten dem Klippenrandweg nach Westen. Für Nichtpfadfinder: Die Sonne bleibt links! 🙂
Nach wenigen Minuten erreicht man den Klippenrand und wird von der ersten spektakulären Aussicht belohnt.
Dem Wanderweg oberhalb der Klippe weiter folgend, passieren wir auf dem Weg zur „Langen Anna“ den Helgoländer Leuchtturm. Chico, souverän und omnipräsent, marschiert unermüdlich vorne weg, zumindest solange er keinen neuen Kumpel oder potentiellen Störenfried entdeckt. Hundebesitzer kennen die beiden Aggregatzustände: Begeistert wedeln oder rasend in seiner Wut. Möwen, hier in großer Zahl vorhanden und um Futter bettelnd, lässt er vorsorglich links liegen, sie sind ihm nicht geheuer.
Die Basstölpel, die auf den Felsvorsprüngen und auf der „Langen Anna“ in großer Zahl brüten, sind ihm gleichgültig. Zu weit ab zum Anpöbeln oder hoch oben in der Luft.
Ganz in der nordwestlichsten Ecke der Insel steht die „Lange Anna“, Helgolands Wahrzeichen. Seit dem Einsturz eines Brandungstores im Jahr 1860 steht die Lange Anna alleine, wie lange noch, ist fraglich. Nicht, wie lange sie alleine steht, sondern wie lange sie überhaupt noch steht. Zwar ist sie durch eine Schutzmauer von der Meeresbrandung geschützt, im Foto auf dem Hintergrund zu erkennen, der Fels ist aber sehr brüchig. Frost- und Witterungseinflüsse arbeiten aber weiter und werden über kurz oder lang zum Einsturz führen. Informationen zur „Langen Anna“ finden bei Wikipedia. Diesem Artikel haben wir die vorgenannten Informationen entnommen.
Die Basstölpel, so schwerfällig sie auch erscheinen, sind elegante Segelflieger. sie lassen sich von den permanent herrschenden Winden tragen und gleiten elegant über die Klippen. Es hat sich gelohnt, die Fotoausrüstung mit einem Teleobjektiv mit auf die Insel zu schleppen. Wer solches vergessen kann, kann selbstverständlich in einem der Geschäfte im Unterland, gleich nach der Landung, schnell noch investieren. Es gibt Geschäfte, die auch auf solches vorbereitet sind.
Der Blick auf die Uhr zeigt, dass doch einige Zeit verstrichen ist. Einkäufe stehen noch an und die Abfahrt des Schiffes rückt näher. Einzig den Zwerg interessiert das nicht, die Nachrichten am Wegesrand sind wichtiger.
Gott sei dank ist Cleo nicht dabei, gemeinsam potenzieren sie sich. Der eine links, der andere rechts, dann mal rückwärts! Die Wege können mit den beiden ziemlich lange werden, insbesondere wenn die Uhr gnadenlos tickt.
Das Anbordgehen mit den Einkäufen will gut überlegt sein. Will man bei den ersten sein, sollte man frühzeitig, also eine Stunde vorher, am Steg sein. Diese Stunde fehlt dann natürlich. Kommt man zwischendurch, dann steht man in der Schlange und muss reichlich warten, bis man mit einem der Boote übersetzen kann. Besonders unangenehm ist es, wenn man sich endlich bis an den Kopf der Schlange vorgearbeitet(-gestanden) hat und dann feststellt, dass man zum falschen Schiff will.
Als Alternative zum Anstehen bleibt dann noch, möglichst spät zu kommen – und zu hoffen, dass das heimwärts fahrende Schiff noch vor Anker liegt und nicht am Horizont verschwindet.
Bei letzterem bleibt nur noch zu hoffen, dass entweder in einem der Hotels ein Zimmer frei ist oder auf dem auf der Düne liegenden Flugplatz eine Maschine steht und einen Platz frei hat.
Vorsorglich hier noch ein Link zum Gastgeberverzeichnis
Und für Luftfahrtfans geht es hier zum Flughafen Helgoland
Ich bin immer wieder von den Basstölpeln fasziniert. So schwerfällig, wie sie an Land wirken, so elegant sind sie in der Luft