Amselsee oder Lokomotive
In der Sächsischen Schweiz müssen nicht zwangsläufig 10 km Wanderungen oder Stiegen und Leitern durch zweifelsohne malerische Schluchten auf dem Programm stehen. Vor allem nicht wenn man schon zwei Tage mit entsprechenden Touren hinter sich gebracht hat, bei denen die Vierbeiner tapfer mitgehalten haben. Sie haben eine kleine Pause verdient.
Nach längerem Kartenstudium zeichnet sich ein Weg zum Amselsee ab. Einfach geht es von Rathen aus, aber nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Von der anderen Seite her dürfte es auch landschaftlich reizvoller sein. Von Bad Schandau aus fährt man über Rathmannsdorf, Porschdorf und Waltersdorf weiter Richtung Wehlen. Knapp zweieinhalb Kilometer hinter Waltersdorf findet sich im Wald auf der rechten Seite ein kleiner Wanderparkplatz „Amselsee“. Hier ist Platz für vielleicht 10 Fahrzeuge, es empfiehlt sich also, bereits am frühen Vormittag hier aufzulaufen.
Der Weg zum Amselsee beginnt auf der anderen Straßenseite, etwa 20 m zurück und ist als Schotterpiste gut begehbar. Durch den befestigten Weg kann man gut Strecke machen, so dass man schon nach etwa 15 Minuten, wenn man durch schnüffelnde Nasen nicht allzu sehr aufgehalten worden ist, an einen Felsdurchbruch kommt, hinter dem der Weg mit einer scharfen Rechtskurve relativ steil ins Tal hinab führt.
Von hier aus erhascht man auch den ersten Blick auf die gegenüberliegende Basteibrücke, die von vielen Publikationen und Postkarten, wenn auch aus anderem Blickwinkel, weltbekannt ist. Nach weiteren 10 Minuten erreichen wir eine Weggabelung. Links läuft der Knotenweg weiter um die vor uns liegenden Felsen, geradeaus weiter ins Tal zum Amselsee, unsere geplante Strecke. Kurz danach zweigt steil bergauf der Pionierweg ab, hinauf zum Lammstall und zur Lokomotive. Verhöre mehrerer herabkommender Wanderer besagen, dass man mit Vierbeiner gut hinauf kommt. Nicht zu schwierig, keine Leitern und Steige.
Solche Aussagen sind leider immer sehr subjektiv. Es zeigt sich: Kletterziegen sind hier gefragt! Davina tobt mit Begeisterung die steilen Stufen und Stege hoch, Chico muss an der einen und anderen Stelle getragen werden und der Fotograf schleppt seine Ausrüstung an manchen Stellen auf allen Vieren nach oben.
Oben angekommen, muss man aber zugestehen, die Aussicht ist phantastisch und die Anstrengung wert. Durch den Lammstall und neben der Lokomotive kommt man auf einen Vorsprung, der freie Sicht übers Land und quer übers Tal zur Bastei ermöglicht. Tief unten in der Schlucht liegt dunkel und geheimnisvoll der Amselsee. Allein der sichtbare Höhenunterschied bewegt den müden Wanderer, auf den letzten Teil des Talganges zu verzichten, was sich, wie sich später zeigt, als sehr sinnvoll erwiesen hat.
Unterhalb der Lokomotive führt der Weg steil, teilweise über Felsen und Stufen bergab. Der größte Antreiber ist der Kleinste in der Gruppe. Immer wieder mahnt er mit energischem Bellen die Zauderer zur Eile und ist mit der erste, der wieder an der Forststraße ankommt.
Hier machen wir uns, da inzwischen gut eineinhalb Stunden vergangen sind, auf den Rückweg und kommen bald wieder an die lange Steigung. Der Einpeitscher bergab hat hier plötzlich recht wenig Lust, auf eigenen Pfoten den langen und kraftraubenden Weg zur Kuppe zu bewältigen.
Also kurzerhand mitten auf dem Weg auf das Pöpchen gesetzt und mit einem besonders vorwurfsvollen Blick darauf wartend, das er in den Hunderucksack gesetzt und den Weg hochgetragen wird. Als es dann wieder flacher wird, zappelt er rum und besteht darauf, wieder abgesetzt zu werden.
Dabei ein kurzer, aber wohl wichtiger Hinweis. Im Elbsandsteingebirge sollte man die Hunde grundsätzlich an der Leine führen, an den steileren Abstiegen ist eine etwas längere sinnvoll, damit sich Hund und Begleiter gut bewegen können. Aber: Jedes Jahr wieder stürzen Tiere in Spalten und Schluchten, weil sie irgendwo durchstöbern oder hinterher stöbern und die „Fallen“ übersehen. Also mit Leine wandern. Ein Geschirr sollte sowieso selbstverständlich sein!