Mistig oder mystisch
Ist Cleo nun mistiges oder mystisches Cleechen? Eine Frage, die derzeit wieder sehr kontrovers diskutiert wird.
Angekündigt war seinerzeit ein kleines, schüchternes Hündchen, das still, ruhig und unauffällig in seiner Ecke liegt. Nicht zu sehen, nicht zu hören, froh, ein Dach über dem Kopf zu haben.
Irgendwann in Laufe der vergangenen eineinhalb Jahre ist mit diesem „Lämmchen“ eine geheimnisvoll Verwandlung erfolgt.
Mit morgendlichem Gang ins Büro hat sie es, wie sattsam bekannt ist, nicht so sehr. Bei den ersten Aufbruchszeichen gibt sie Fersengeld, als letztes ist der kurze Bürzel zu sehen, der um die Ecke verschwindet. Wenn sie das Auto hört, ist sie genauso schnell wieder da, um sich verbotenerweise auf dem Sofa zwischen die Kissen zu kuscheln.
Wenn man versehentlich noch im Flur steht, sie hat Nachbars Auto gehört, legt sie, alle vier Pfoten nach vorne, eine erstklassige Vollbremsung hin. Tom und Jerry könnten davon noch lernen! Blitzartig retiriert und weg ist sie. Bald danach kann man sehen, wie die spitze schwarze Nase und ein Knopfauge durch die Hundeklappe schielen, um zu sehen, ob die Luft endlich wieder rein ist. Vorsichtig ist die Mutter der Porzellankiste.
Inzwischen hat sie festgestellt, dass nur auf der faulen Haut zu liegen, auch nicht das Wahre ist. Als neue Freizeitbeschäftigung hat sie angefangen, die alte Steppdecke auf Brunos Hundecouch im Hof fein säuberlich und voller Inbrunst in Einzelfasern zu zerlegen. Was für ein Glück, dass Bruno den Kleinen fast alles durchgehen lässt. Eigentlich müsste sie dafür mal ordentlich gefleddert werden.
Wenn sie Hunger hat, wird sie geradezu renitent, grummelt und trommelt auf den Boden. Wehe, man räumt nicht schnell genug den Platz vor dem frischgefüllten Napf: dann wird man von dem harmlosen, unauffälligen kleinen Hündchen in den Rücken getreten. Forderungen nach regelmäßigem Kraulen werden ebenfalls energisch vorgebracht, abends dann finsteres Grummeln aus dunkler Ecke von einem schwarzen Schatten – dem kleinen Mädchen ist langweilig und sie braucht Bespaßung. Hin und wieder ein selbst genehmigter Ausflug, eine wilde Attacke in die Hacken, mit Anlauf auf den Bauch springen. Wenn sie vor einem steht, kessen Blickes mit dem Bürzel wedelt, kann man deutlich sehen, dass sie gerade wieder Schabernack ausheckt. Zu diskutieren ist, ob die kleine Hexe eine mystische Wandlung hinter sich hat oder einfach nur ein ganz schönes Mistvieh ist.
Im Moment teilen sich die Meinungen: Für das gerade gewählte Opfer ist sie ein Mistvieh, für alle anderen mystisch.