Wenn der Hund im Weg liegt
Wenn der Hund im Weg liegt – eine Situation, die gar nicht so selten ist.
Wie komme denn nun ich ins Wohnzimmer? Schnell Google anwerfen und mir die ersten von unzähligen Expertenmeinungen durchlesen.
Dort lese ich, dass ich ein Problem mit der Dominanz habe und ich meine Hunde unbedingt wegschicken muss. So würde ich meinen Hunden gegenüber meine Dominanz beweisen und ihnen zeigen wer der Rudelführer ist. Aha!
Warum ich die beiden verscheuchen soll, erschließt sich mir nicht. Meine Hündinnen liegen mal hier und mal dort, einfach so und ohne böse Absicht. Sie haben mir noch nie den Weg versperrt oder mich gar an ein Eintreten in ein Zimmer gehindert.
Ich kann nur vermuten, dass diese Experten noch nie Hunde und ihr natürliches Verhalten beobachtet haben. Es gehört zu Normalität, dass Hunde an einem ruhenden Hund vorbei gehen, einfach so.
Warum also muss der Mensch in dieser Situation seine Macht beweisen indem er den Hund von seinem Liegeplatz vertreibt?
Sollte ein Hund seinen Menschen an dem Betreten eines Raumes hindern, so ist auch dies nur ein Symptom eines ganz anderen Problems der Mensch-Hund-Beziehung.
Ein bloßes Wegschicken löst das eigentliche Problem nicht, im Gegenteil. Nimmt der Hund seinen Menschen nicht ernst, kann es in dieser Situation zu einem Angriff kommen.
Hier hat der Mensch an sich und an seiner Führung zu arbeiten und sich den Respekt und das Vertrauen seines Hundes zu verdienen und nicht zu befehlen.
Wenn es gar nicht anders geht steige ich auch über meine „Dicken“ drüber. Meistens bekommen sie dies gar nicht mit. Zum Glück sehen all diese Dominanzexperten mein vermeintliches Fehlverhalten nicht.
Etwas anderes ist es, wenn meine Hunde mir im Weg stehen, dann bitte ich sie mir den Weg frei zu machen. Der Grund für mein Verhalten in dieser Situation ist schnell erklärt: meine Hündinnen sind schlichtweg zu groß. Ganz ihrer Rasse entsprechend nehmen sich meine Herdenschutzhunde die Zeit um meine Bitte zu hinterfragen. Bleibe ich standhaft, machen sie mir den Weg frei, freiwillig und ohne Befehl!
Mit Standardlösungen sollte man immer vorsichtig sein. Wie in allen Bereichen gibt es auch hier nicht die eine ultimative Lösung. Sollte ein Hund die „Herrschaft“ über das Haus übernommen haben, so muss die Ursache für dieses Verhalten gefunden werden. Nur dann können die eigentlichen Probleme dauerhaft gelöst werden.
Hunde sind einfacher „gestrickt“ als man uns einreden will!
Ein Beitrag von Problemhundtherapie Marion Höft
Die Verfasserin ist ausgebildete und zertifizierte Problemhundetherapeutin. Sie arbeitet schon seit ihrer Jugend mit Hunden und hat in konsequenter Fortführung 2013 die Ausbildung zur Problemhundetherapeutin absolviert.