Zurück auf die Straße
In einer Hamburger Zeitung (schon wieder Hamburg?) fand sich dieser Tage ein Artikel, der sich mit Hunden aus dem osteuropäischen Ausland beschäftigte, sprich den sog. Straßenhunden.
Ich habe den Artikel, nachdem er bei Facebook geteilt worden war, zugegebenermaßen nur überflogen, aber selbst damit hatte ich den Eindruck, dass er vor Polemik, Übertreibung, Verdrehungen, schlechter Recherche und ähnlichem geradezu triefte.
Der Großteil der hiesigen Meute kommt aus Rumänien von der Straße, also dachte ich mir, die sind richtig, um mit mir das Thema zu diskutieren.
Zuallererst habe ich alle von der Couch gescheucht, da nach dem Artikel und einer zitierten Veterinärmedizinerin Straßenhunde mit einem Leben auf der Couch echt unglücklich sind. Gut, die vier Rumänischen sind im Moment nicht unglücklich, aber maßlos empört. Egal, da müssen sie jetzt durch, steht immerhin in der Zeitung.
Wie sie nun vor mir sitzen, also die zwei, die im Moment noch da sind – Cleo als ältestes Straßenhundemädchen hat sowieso keine Erziehung, macht nur was sie selber will und hat jetzt keine Lust, sich den Unsinn anzuhören. Sie trullert in den Garten. Olivia hat sich auch verzogen, wenn man sie irgendwo „runterschmeisst“ geht sie halt zur nächsten Liegestatt, auch wenn sie dann da liegt, wo sie nicht liegen soll.
Jetzt sind nur noch Davina und Ivy da, denen ich auseinandersetze, dass es ab morgen nur noch Abfälle gibt. Alldieweil die Straßenhunde das hiesige hochwertigen Futter gar nicht schätzen können. Also das Futter, das in dem Artikel beispielhaft genannt worden ist, würde ich nicht anrühren geschweige denn meinen Hunden vorsetzen. Das aber nur am Rande!
Auf die Eröffnung blinzelt Davina mal kurz: „Du setz dich an den Tisch und versuch zu essen, während ich daneben sitze!“
Ivy sagt gar nichts und schielt zur Mülltonne, die sie bei jeder Gelegenheit detailliert untersucht.
Außerdem sind sich die beiden offensichtlich einig, bei den zukünftigen Spaziergängen wieder alles an Unrat, was unsere lieben Mitbürger malerisch in der Landschaft drapieren, zu fressen. Und natürlich alle Mäuse, Hamster, Maulwürfe und sonstigen Wesen, die vergast, vergiftet, erschlagen werden, weil sie den natürlichen Ordnungssinn mancher Gutmenschen stören.
Hier verweise ich unkritisch auf die Stadt Celle, die im Stadtpark vor Kurzem die Maulwürfe vergast hat, weil sich die Hügel als Stolperfallen erweisen könnten. Möglicherweise sind im Celler Stadtpark nur Blinde unterwegs sind, die die Schilder „Grünflächen betreten verboten“ nicht lesen können. Ich tippe da allerdings auf die Smartphonies, die auch schon mal gegen Bäume rammeln. Deshalb werden die sicherlich als nächstes umgelegt.
Inzwischen habe ich die gesamte Meute wieder glücklich um mich versammelt. Ich hatte mit der Tüte Extranaschereien geknistert, bis jetzt ein probates Mittel. Woanders läuten sie die Glocken, sofern da nicht einer gegen klagt, ich mache das mit der Tüte. Ist auch nicht so laut und die Nüsse hören es trotzdem. Jetzt sind übrigens auch die beiden eingeborenen Jungs dabei, die damals vom Züchter um die Ecke gebracht werden sollten, weil sie nicht den optimierten Rassenormen entsprechen und deshalb niemanden fanden, der mit ihnen glänzen wollte.
Jetzt habe ich doch glatt vergessen, was ich ihnen auseinandersetzen wollte. Jedenfalls hat hier keiner die geringste Lust, auf die Straße zurück zu kehren, auf das abendliche Kampfkuscheln wollen sie auch nicht verzichten und morgens im Büro erst mal alle Kollegen/innen freudig begrüßen ist ein feststehendes Ritual.
Eins aber stimmt natürlich, auch wenn man in dem Artikel vergessen hat, es zu erwähnen: Bei dem, was manchen Hunden in unserem so zivilisierten Land angetan wird, wären sie auf der Straße besser aufgehoben. Aber wie gesagt, das hat man vergessen zu erwähnen!
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