Greetsiel
Greetsiel ist ein Fischerdorf in Ostfriesland, das wie viele Orte an der Küste inzwischen stark durch den Tourismus geprägt ist. Dennoch hat es der Ort geschafft, sich seinen ursprünglichen Charakter weitgehend zu erhalten. Zum Teil mag das auch daran liegen, dass der Ort vermeintlich etwas abgelegen ist. Die letzten 30 km, ab Emden, fährt man über kleine Landstraßen. Den beiden Zwergen war das recht gleichgültig; sie lassen fahren.
Der Ortskern von Greetsiel ist für den Verkehr gesperrt, um zu den Häusern am Deich zu gelangen, muss man links um den Ort herum fahren. Unsere Unterkunft war bei Traumferien Ostfriesland gebucht, ein echter Glücksgriff. Sehr herzlicher Empfang und von der gebuchten Ferienwohnung waren es nur wenige Schritte auf den Deich und in die Ortsmitte. Die Wohnung war sehr gut ausgestattet, überhaupt war der Kontakt sehr angenehm und der Service vor Ort ausgezeichnet.
Bis zum späten Nachmittag war im ganzen Ort bekannt, dass Chico und Cleo angekommen waren. Chico hatte sich bereits beim ersten Spaziergang mit der Hälfte der überraschend vielen anwesenden Hunde verbale Auseinandersetzungen geliefert. Nur mühsam war der Wüterich von geplanten Schlägereien abzuhalten. Viel Feind viel Ehr! Je größer umso besser, auch wenn man dabei „Federn“ lassen muss. Die andere Hälfte waren Damen. Selbst wenn sie zickig waren, hinderte ihn das nicht, sich immer wieder aufs Neue unsterblich zu verlieben.
Cleo hingegen echauffiert sich grundsätzlich über jeden und alles äußerst lautstark. Jede Begegnung beginnt erst mal mit Krawall, wer sich davon nicht verschrecken lässt, wird vorsorglich zum Freund erklärt.
Glücklicherweise nimmt niemand die zwei Flöten wirklich ernst, die meisten Leute sind eher amüsiert, deren Hunde im Urlaubsmodus und recht entspannt. Ansonsten wäre es ziemlich anstrengend, über den Deich oder durch den Ort zu flanieren. Andererseits kann sich die Gruppe nie verlieren, Treffpunkte zu vereinbaren ist nicht erforderlich. Kurz umhören und Richtung des größten Krawalls auf den Weg machen.
Greetsiel ist trotz der vielen neu gebauten Ferienwohnungen nach wie vor relativ übersichtlich. Man kann grundsätzlich alle Wege zu Fuß erledigen. Allerdings: den Streitmückerling oder das Krawallclee an der Leine können sich die Wege dennoch hinziehen.
Einmal quer durch den Ort zur grünen Mühle, übrigens ein sehr nettes Cafe, kann schon mal eine halbe Stunde und länger dauern. Angesichts der Wegstrecke von gerade mal 500 Metern ein beachtlicher Wert. Das Lernen der Langsamkeit! Die Beiden haben es bereits drauf.
Der ganze Ort ist sehr hundefreundlich ausgelegt, allenfalls ein paar Abfallkörbe mehr könnten aufgestellt sein. Am Wochenende wird es in der Saison, wenn noch die Tagesausflügler dazu kommen, recht eng. Mit den Hunden sollte man dann nicht in den Ort gehen, sondern für die Spaziergänge mehr den Deich und die Wege entlang des Siels zur Schleuse Leysiel wählen. Ab hier beginnt die Nordsee.
Montags ist die Situation wieder deutlich entspannt, nur beim bevorzugten Italiener sind weiterhin alle Plätze belegt. Im La Dolce Vita, direkt hinter dem Deich oberhalb der Kutteranlegestellen gelegen, sollte man entweder reservieren oder besser, vor 18 Uhr kommen. Dann sind öfters noch ein zwei Tische auf der Terrasse frei.
Findet man gar keinen Platz mehr, lohnt es sich, zum Hotel „Hohes Haus“, an der Dorfkirche gelegen, zu gehen. Im Hof kann man auch bei heißen Temperaturen sehr luftig sitzen, die Küche ist ebenfalls ausgezeichnet. Allerdings sollte man, wenn man zwei solche Krawallstiefel wie Chico und Cleo dabei hat, die Seite zur Hohe Straße hin meiden. Weniger wegen des Verkehrs, da verkehrsberuhigte Zone, als vielmehr im Hinblick auf die vielen Vierbeiner, die hier entlang spazieren und zu regelmäßigen Wutanfällen unterhalb des Tisches führen.
Imbissbuden haben ab 18 Uhr geschlossen, allerdings hatten wir nur eine gefunden, bei der wir nicht einen besonders robusten Magen voraussetzen. Auch in einem Fischerdorf scheint es im Jahr 2016 nicht mehr ganz so einfach zu sein, statt Fertig- und Fabrikware wirklich frisch zubereitete Produkte zu bekommen. Nach etlichen nicht so glücklichen Versuchen waren wir letztlich in der „Wurstbude“ gelandet, Kalvarienweg – Ecke Hobbingsweg. Hier gibt es, trotz des Namens, auch Fischbrötchen, Bratfisch und ähnliches. Nach einigen Beurteilungen der beste Backfisch überhaupt. Dem können wir nicht widersprechen. Auf jeden Fall frisch zubereitet und nicht fertig aus der Fabrik. Und so gut, dass man mittags auch etliche Tage hintereinander vorbeischauen kann.