Morgen kommt die Müllabfuhr
Der Gartenzaun war selten dazu da, um meine Hunde auf dem Grundstück zu halten, sondern vielmehr sonntagsspaziergehende Mitmenschen davon abzuhalten, die Nasen an den Fenstern plattzudrücken.
Gut, mit Hund hat das langsam aufgehört, da war das Volk nicht mehr ganz so neugierig.
Mein bester Freund war ein sehr konzentrierter Wächter und auch die Grundstücksgrenzen des neuen Domizils waren ihm schon wären der Bauzeit geläufig. Sehr unleidlich war er allerdings, wenn die Müllabfuhr vor fuhr. Vermutlich war ihm ausgesprochen suspekt, dass sie etwas wegholten, wozu er nie und nimmer seine Zustimmung gegeben hätte.
Mülltonne an der Straße bedeutete demzufolge der „Wächter“ bleibt im Haus.
Dann, eines Tages: Die Tonne war geleert, der Wagen schon drei Häuser weiter, ausreichend fern, wie ich irrtümlich befand. Türe auf, Hund raus, in einem Satz die Treppe runter, mit einem Riesensatz über den Sandhaufen vor dem Haus, um die Ecke und in der Ferne ein Brüllen:
„Gib Gas, der Hund kommt!“
Mit aufheulendem Motor sah ich den LKW um die Kurve biegen, schon dicht dran ein schwarzer Schatten.
Zu der Zeit hat man das Ganze noch ein wenig lockerer gesehen, nach der Kurve ging es den Berg zum Dorf runter, der LKW würde schnell auf Touren kommen. Hinterherrennen bringt eh nix, Beute und Verfolger sind viel zu schnell.
Nach 10 Minuten kam meine Töhle mit stolz geschwellter Brust um die Ecke zurück getrollt. Sieg im Auge und verkündend, dass er die Bösen erwischt, die Stoßstange abgerissen und den ganzen Laster in den See geworfen hätte.
Abends im Straßenverlauf bei den Nachbarn große Verwunderung, dass die Müllabfuhr nicht da war. Keine Nachricht, dass der Abholtermin verschoben worden wäre. Man kann sich heutzutage auf nichts mehr verlassen.
Aber 14 Tage später waren sie wieder da und ich, ein bisschen schlauer, habe die Karenzzeit deutlich verlängert.
Irgendwann war ich das Theater auch leid, habe die drei miteinander bekannt gemacht und ab da war die Welt in Ordnung.